Interview mit Hörakustikmeister Thorsten Stickfort über die Cochlea-Implantat-Versorgung

Hörakustikermeister Thorsten Stickfort

 „Der erste Schritt ist immer die genaue Diagnose des Hörverlustes. Diese erfolgt in der Regel durch einen HNO-Arzt in enger Zusammenarbeit mit einem Hörakustiker. Nach umfassenden audiologischen Tests, die das Ausmaß und die Art des Hörverlustes bestimmen, prüfen wir, ob der Patient für ein Cochlea-Implantat infrage kommt. Wenn herkömmliche Hörgeräte nicht mehr ausreichend sind, ist ein CI oft die beste Lösung. Die Entscheidung für das Implantat wird dann gemeinsam mit dem Patienten getroen.“

 „Nach der Entscheidung für ein CI folgt eine umfassende Aufklärung des Patienten. Wir informieren ausführlich über die Funktionsweise des Implantats, den bevorstehenden chirurgischen Eingri und die anschließende Rehabilitation. Oft wird auch ein individuelles Beratungs- und Anpassungsprogramm erstellt, um den Patienten optimal auf den Eingri vorzubereiten.“

 „Die Implantation des Cochlea-Implantats wird in einem spezialisierten Krankenhaus oder einer HNO-Klinik durchgeführt. Während der Operation wird das Implantat in die Cochlea, also die Hörschnecke im Innenohr, eingesetzt. Die Operation dauert normalerweise zwei bis drei Stunden und erfolgt unter Vollnarkose. Danach bleibt der Patient meist noch für einige Tage zur Überwachung im Krankenhaus.“

 „Das ist ein sehr emotionaler Moment für viele Betroene. Etwa vier bis sechs Wochen nach der Operation wird der äußere Teil des CI-Systems, der Sprachprozessor, erstmals angepasst und aktiviert. Für viele Patienten ist dies der erste Moment, in dem sie nach langer Zeit wieder Geräusche und Sprache wahrnehmen können. Die Feineinstellung des Prozessors erfolgt in mehreren Sitzungen, um die optimale Hörerfahrung sicherzustellen.“

 „Die Hörrehabilitation ist der wichtigste Teil des gesamten Prozesses. Der Patient muss lernen, die durch das Implantat erzeugten Höreindrücke zu interpretieren und im Alltag zu nutzen. Das Hörtraining wird individuell angepasst und kann mehrere Monate bis Jahre dauern. In dieser Phase arbeiten HNO-Ärzte, Akustiker und Sprachtherapeuten eng mit dem Patienten zusammen.“

 „Richtig, ein Cochlea-Implantat erfordert regelmäßige Nachkontrollen, um sicherzustellen, dass alles einwandfrei funktioniert und der Sprachprozessor gegebenenfalls neu angepasst wird. Auch in der Langzeitbetreuung stehen wir dem Patienten zur Seite, um eventuelle Probleme schnell zu lösen und die Hörqualität weiter zu optimieren.“

 „Die Versorgung mit einem Cochlea-Implantat ist ein sehr komplexer Prozess, aber für viele Betroene bedeutet es eine erhebliche Steigerung der Lebensqualität. Es ermöglicht ihnen, wieder aktiv am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Dank der engen Zusammenarbeit zwischen HNO-Ärzten, Akustikern und Therapeuten ist es heute möglich, Menschen mit schwerem Hörverlust wieder ein nahezu normales Hörvermögen zu schenken.“

Interview mit Hörakustikmeister Thorsten Stickfort über die Cochlea-Implantat-Versorgung: Ein Meilenstein für Hörgeschädigte

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