Wenn Ihr Hörvermögen über viele Jahre ganz allmählich nachgelassen hat, werden Sie das vermutlich kaum bemerkt haben. Oftmals wird Sie ein Familienmitglied oder ein Freund als erstes darauf ansprechen.
Sie werden vermutlich behaupten, Sie hörten doch noch gut. Und Sie haben Recht. Und Ihr gegenüber auch. Denn Hören und Verstehen sind zweierlei. Hören können fast alle Menschen ihr Leben lang. Das heißt, sie können akustische Informationen wahrnehmen. Verstehen ist jedoch eine besondere Art des Hörens, nämlich die Wahrnehmung aller Sprachanteile. Sprache hat sehr hochtönige Informationsanteile – und sehr hohe Töne nimmt man früher oder später schlechter wahr. Das heißt: man hört, aber man versteht nicht.
Die natürliche Abwehrreaktion auf die Diagnose „reduziertes Hörvermögen“ kann sich gegen Jedermann richten. Gegen uns Hörgeräteakustiker oder Ihre Angehörigen und Freunde. Wir können aber ebensowenig dafür, wie sie selbst. Lärm und/oder Medikamente können Ursache sein, Stress, oder die Tatsache, dass der Körper zu den verschiedensten Zeiten an den verschiedensten Punkten Leistungsfähigkeit verliert. Beim Sehen, an Muskeln und Gelenken – und, früher oder später, eben auch beim Hören.
Da Sie vielleicht noch nicht bereit sind, ein verändertes Hörvermögen zu akzeptieren, versuchen Sie die Anschaffung von Hörsystemen möglichst lange hinaus zu schieben. Dafür finden Sie viele Entschuldigungen wie „Ich höre doch noch alles. Die anderen nuscheln. Würden sie deutlicher sprechen hätte ich keine Probleme! Robert kann ich gut verstehen, aber Peter nuschelt einfach!“
Wichtig ist, dass Sie nicht zu lange zögern. Ihr Gehirn vergisst nämlich, richtig zu hören. Wenn Sie sich dann nach Jahren für Hörsysteme entscheiden, wird die Eingewöhnung wesentlich schwieriger, als wenn Sie zeitig handeln.